Männerberatung
Liebevolle Konfrontationen
Meine beraterische Grundhaltung und Arbeitsweise
Ich selbst habe eine Ausbildung in personzentrierter Psychotherapie absolviert und fühle mich auch den humanistischen Grundüberlegungen und Wirkprinzipien der Gesprächspsychotherapie verbunden. „Empathisches Verstehen“, „positive Wertschätzung“ und „Authentizität“ sind und bleiben für mich die Eckpfeiler einer jeden – nicht nur beraterischen – Beziehung.
Wenn ich die innere Welt meines Gegenüber nicht wirklich verstehe, dann bleiben alle meine Äußerungen letztlich weise Worte aus einem Abreißkalender (oder bestenfalls aus einem pseudopsychologischen Ratgeber). Mit der Person des anderen, mit seiner ganz individuellen Persönlichkeit haben sie aber nichts zu tun.
Wenn ich meinen Klienten auch nach zwei oder drei Gesprächen nicht als Mensch wertschätzen kann (selbst wenn ich einige seiner Handlungen kritisch betrachte), dann sollte ich mit diesem speziellen Menschen nicht arbeiten – es wird schlichtweg nichts bringen, keine Hilfe für ihn, keine Freude für mich.
Und wenn ich, last but not least, nicht bereit oder in der Lage bin, mit jenem Menschen, der sich mir anvertraut, in eine offene Beziehung zu treten, echt zu sein, ehrlich zu sein, mich auch mal selber als Mensch einzubringen, zu riskieren, wenn ich also keine authentische, wahrhaftige Begegnung initiieren kann, dann sollte ich vielleicht darüber nachdenken, ob ich nicht besser aufgehoben wäre, arglosen Tourist*innen überteuerte Souvenirs zu verkaufen.
Ich persönlich würde dieser Aufzählung noch ein weiteres, viertes Grundprinzip hinzufügen, welches meine Beratungsweise kennzeichnet, nämlich das der „Konfrontation“. Nicht schonungslose, sondern liebevolle, aber auf jeden Fall deutliche Konfrontation. Ich betrachte es als eine meiner Aufgaben als Berater, „meinen“ Männern klar, direkt und ohne Verwässerung zu sagen, was mir an ihren Schilderungen, ihren Verhaltensweisen, ihrer Kommunikation auffällt. Es ist und bleibt meine Überzeugung, dass das, was langfristig gut tut, am Anfang oft auch ein kleines bisschen weh tut.
Beraterische Arbeit mit Männern
Drei Dinge sind – leider – sicher:
- Das Geschlecht ist weiterhin eine mächtige und sehr prägende Komponente im Prozess der Identitätsentwicklung.
- Die Schwierigkeiten und Problemlagen von Männern sind häufig ganz andere als die von Frauen (nicht zuletzt wegen Punkt 1).
- Das Prinzip „Beratung“ ist eher auf Frauen als auf Männer zugeschnitten: Das ganze Setting, nämlich ein offenes Gespräch über eigene Gefühle und Schwierigkeiten zu führen, ist für die allermeisten Frauen durchaus vertrautes Terrain, für die Mehrzahl der Männer hingegen eine echte Premiere oder – um mal eine „Männermetapher“ zu benutzen – ein echtes Auswärtsspiel.
Von daher bedarf es im beraterischen Kontext meines Erachtens einer männerspezifischen Herangehensweise, die den genannten Aspekten Rechnung trägt. Wie eine solche Herangehensweise aussehen kann, möchte ich an dieser Stelle nicht vertiefen; wer sich dafür interessiert, den darf ich auf das Buch „Den Mann zur Sprache bringen – Psychotherapie mit Männern“ verweisen, das mein Kollege Wolfgang Neumann und ich geschrieben haben. Um das Thema „Beratung mit Männern“ ging es natürlich auch in einigen Radio- und Zeitungsinterviews – einen Überblick dazu (bis ca. 2016) finden Sie unter „Hingehört und reingelesen“!
Leider muss ich an dieser Stelle ganz ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich selber seit Jahren mit Veranstaltungen, telefonischen Sprechzeiten und vor allem organisatorischen Aufgaben so ausgelastet bin, dass ich in unserer Männerberatungsstelle keine Klienten aufnehmen kann. Sollten Sie jemanden suchen, der Ihnen zu diesem Thema „Beratung mit Männern“ (oder einem der anderen Themenschwerpunkte rund um „Mann-Sein/Vaterschaft/Männlichkeitskonstruktionen“) einen Vortrag abhalten kann, können Sie mir jedoch gerne mailen – dann schauen wir, ob es klappen kann!