Zu meiner Person

The boring one

Biographien finde ich spannend, Lebensläufe aber langweilen mich. Ich erspare Ihnen daher detaillierte, aber blutleere Informationen über meinen schulischen und beruflichen Werdegang – der im Übrigen auch ernüchternd gleichförmig ist: Ich bin in Lübeck geboren und aufgewachsen, habe in Bielefeld Psychologie studiert und meine Ausbildung in personzentrierter Psychotherapie absolviert (auch als „Gesprächspsychotherapie“ bekannt). Seit nunmehr über zwanzig Jahren arbeite ich beraterisch mit Männern – und habe auch nicht vor, jemals etwas anderes zu machen. Tja, das war’s – und ich denke, das sollte auch genügen; wenn Sie dringend mehr wissen müssen, schreiben Sie mir eine Mail!
Um wirklich etwas über einen Menschen zu erfahren, muss man meines Erachtens wegkommen von den harten Fakten, den scheinbaren Eckdaten des Lebens. Daher bitte ich meine Klienten in einer der ersten Sitzungen häufig, einen „emotionalen Lebenslauf“ zu schreiben, also von jenen Dingen zu berichten, die ihnen in emotionaler Hinsicht am meisten im Gedächtnis geblieben sind, unabhängig davon, wie bedeutungsvoll diese Dinge auf den ersten Blick erscheinen mögen.
Da ein Berater seinen Klienten keine Aufgaben stellen sollte, an die er sich selber nicht herantraut, habe auch ich schon einen solchen emotionalen Lebenslauf geschrieben. Ich denke, Sie haben Verständnis dafür, dass ich einige Passagen herausgeschnitten habe, bevor ich nun den Text ins Internet stelle (gut, seien wir ehrlich: Ich habe etwa zwei Drittel des Textes herausgeschnitten):

/ 1980

Im Mathematik-Unterricht steht „Mengenlehre“ auf der Tagesordnung. Die Lehrerin versucht das Thema zu veranschaulichen, indem sie die Kinder der Klasse nach Haarfarbe sortiert. Zusammen mit Carina Preskop werde ich in die Kategorie „rote Haare“ eingeteilt. Da ich zweifelsfrei wunderschöne weißblonde Haare habe (mit nur einem ganz leichten Rotstich) bin ich wütend, fühle mich missverstanden, nicht gesehen, gedemütigt. Außerdem ist Carina, bei allem Respekt, eine nervtötende kleine Zicke, mit der ich an keinem Ort der Welt alleine sein möchte, nicht einmal in einer Kategorie. Ich werde von diesen Gefühlen derart übermannt, dass ich weinend aus dem Klassenzimmer renne. Mein Ruf in der Klasse ist damit für immer ruiniert.

/ 1983

Ich habe mir in letzter Zeit angewöhnt, an Samstagabenden bei meiner Oma zu übernachten, selbst wenn meine Eltern gar nicht ausgehen. Meine Oma erlaubt mir nämlich, so lange fernzusehen wie ich möchte. Als ich eines Sonnabends an ihrer Wohnungstür klingele, öffnet sie mir erfreut und fragt mich lachend, ob es wieder einen Western im Spätprogramm gäbe. Ich sage schnell „Weiß nicht!“ und drücke mich an ihr vorbei in die Wohnung, damit sie die Schamesröte in meinem Gesicht nicht sieht. Sie glaubt mir, obwohl sie weiß, dass ich lüge. Ich bin erst 11 und verstehe noch rein gar nichts vom Leben, aber mir wird klar, dass dies kein Widerspruch ist, sondern Liebe. Ich besuche sie in Zukunft noch häufiger – und niemals mehr wegen eines John Wayne-Films.

/ 1984 bis heute

Wenn es Sie tatsächlich interessiert, wie es weitergeht, klicken Sie bitte auf „Emotionaler Lebenslauf„!