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Die Ritter des Möhrenbreis
Geschichten von Vater und Sohn
Kurzbeschreibung
Vater zu sein besteht nicht bloß aus Wickeln, Spielen und Schlafentzug. Es ist deutlich komplexer: Zum Beispiel bedeutet es, einen psychologisch fundierten Plan auszuarbeiten, um einem 11 Monate alten Kind die Fingernägel zu schneiden. Es bedeutet auch, dass man seine Frau gegen die Mutter seines Kindes eintauscht – und dass selbst der mieseste Tag durch zwei Kinderarme um den Hals gerettet werden kann. Das Vatersein bringt also eine Gefühlsvielfalt mit sich, wie man sie sich selbst in der Pubertät nicht hätte träumen lassen.
Während nun Frauen in Still-Cafés, beim Babyschwimmen und auf dem Spielplatz regelmäßig zusammenkommen, um noch den letzten Winkel ihrer frischen Mütterlichkeit zu beleuchten, bleibt es bei Männern meist beim gegenseitigen Kinder-Zeigen: „Mein Sohn Paul, 2 Jahre!“ – „Ah, ja, süß! Das hier ist meine Tochter Natalie, sie ist 18 Monate!“ – „Oh, ja!“ – Ende der Unterhaltung. Nun brauchen Männer auch nicht unbedingt eine Anleitung zum Vater-Sein, wohl aber eine solidarische Begleitung.
Die zu 87% wahren Geschichten dieses Buches geleiten den Mann, mal ernst, mal witzig, mal punktgenau, mal dramatisch überzogen, immer aber mit liebevoller Selbstironie durch die stressigste, verwirrendste und beste Zeit seines Lebens. Und sie geben Frauen eine Ahnung davon, wie es im Inneren jenes Mannes aussieht, mit dem sie aufgrund von Impfterminen, Laternenumzügen und abendlicher Erschöpfung seit Wochen kaum mehr ein persönliches Wort sprechen konnten.
Entstehung
Fünf Monate nach Erscheinen der „Männerseelen“ wurde ich vom Chef des Patmos-Verlags, der Lektoratschefin und meiner Lektorin zum Essen eingeladen: Die Verkaufszahlen waren nämlich gut, die Rezensionen ebenfalls, die Presse war aufmerksam geworden und die meisten Frauen im Verlag hatten die „Männerseelen“ gelesen. So hielten sich die drei auch nicht lange mit Vorreden auf: Sie wollten ein neues Buch. Ich fragte: „Worüber soll ich denn noch schreiben? Alles, wovon ich Ahnung habe, ist die Psyche der Männer! Außerdem habe ich einen kleinen Sohn zuhause, um den ich mich kümmern möchte.“ „Dann schreiben Sie halt über den!“, sagte die Lektoratschefin, „Sie schreiben doch manchmal Geschichten, nicht wahr, bei der Lesung in Berlin neulich haben Sie doch mit einer Geschichte eröffnet!“ „Ach, mein albernes Geschichten-Geschreibsel …“, winkte ich ab und bestellte schnell noch ein Glas von dem teuren Rotwein, da ich nicht davon ausging, jemals wieder vom Verlag eingeladen zu werden. Auf der Rückfahrt nach Bielefeld aber ließ mich der Gedanke nicht los und am nächsten Abend schrieb ich die erste Geschichte, „Mein Sohn liebt mich nicht“. Wieder einmal wurde ich also durch sanften Druck von außen zu meinem Glück „gezwungen“.
Interviews
Um das Thema „Vaterschaft“ ging es natürlich auch in einigen Radio- und Zeitungsinterviews – einen Überblick dazu finden Sie unter „Hingehört und reingelesen“!
Rezensionen
Martin Rosowski | männerforum 44/2011
Süfke verfällt nicht ins Weinerliche, sondern macht durch subtilen Humor und feinfühlige Beobachtung Lust auf das Vater-Sein. Er beschreibt die Herausforderungen an heutige Väter als das ultimative Abenteuer der Männlichkeit: Da geht es um das Haareschneiden am Kleinkind, dreitägiges Überlebenstraining mit Sohn im Alltag ohne Mutter oder den Strandspaziergang mit einem kleinen Jungen, der immer wieder das Wort “Möse” ruft, weil er den Buchstaben “w” noch nicht sprechen kann.
Das Buch ist letztendlich eine einzige Liebeserklärung an Mutter und Sohn sowie an das existenzielle Ur-Erlebnis des Vaterseins. Die kleinen Geschichten von Vater und Sohn ergießen sich kaskadenartig über die eigenen Erinnerungen des Lesers und vermengen sich mit ihnen – man versinkt in der Lektüre und erlebt die Welt der Väter in einem rasanten Wechsel aus Slapstick und Melancholie. Es gelingt dem Psychotherapeuten, in diesen Mix aus Nachdenklichkeit und Witz immer auch eine ganz winzige Portion Ratgeber einfließen zu lassen. Vermutlich ist es die tiefe Empathie des Autors für die beteiligten Menschen – Väter, Mütter und Kinder – die Süfkes Buch von einem weiteren Vater-Bestseller des letzten Jahres abhebt, nämlich von Michael Mittermeiers “Achtung Baby”.
Wolfgang Neumann | Gesprächspsychotherapie und personzentrierte Beratung 2/2011
Höchst gespannt halte ich das fein gestaltete Vater-Sohn-Buch von einem Autor in der Hand, der als ausgewiesener Männerberater bereits mit wissenschaftlicher Lektüre über das Zum-Mann-gemacht-werden an die Öffentlichkeit getreten ist … Nach der Lektüre des Buches kann ich nur sagen: Alle Achtung! Der Spagat ist mehr als gelungen, der Männerberater bleibt gegenwärtig, der Jungvater wird einem persönlich vertraut und die Reflexion der eigenen Praxis ist merklich. Dies kommt ohne den gehobenen Zeigefinger aus, ohne: “So muss man es machen!”, sondern zeigt, wie der Autor offen bleibt für seine neue Erfahrungswelt als Vater … Die Geschichten sind ehrlich, humorvoll und ergreifend, beschönigen nicht, dass Vatersein neu und manchmal auch nervig ist und sie lassen uns teilhaben an der Entwicklung der Vater-Sohn-Liebe … Auch die Veränderung der Partnerschaft durch Elternschaft wird nicht ausgespart, sie wird manchmal satirisch zugespitzt und wieder entschärft. Immer erlauben es die Geschichten mit zu gehen, mit zu leiden, sich mit zu freuen. Das Buch für werdende und seiende Jungväter ist ein Plädoyer für eine lebendige Vater-Sohn-Beziehung, macht Mut und gibt Kraft, das Image der oft “absenten” Väter zu überwinden. So einen Vater kann man sich nur wünschen, hier ist kein Übervater am Werk, sondern einer, dem man seine Freude am Vatersein pauschal glauben mag.
Michael Lehmann-Pape | www.lovelybooks.de
Wenn ein ausgewiesener und praktizierender Männerberater ein Buch über das Vatersein schreibt, dann liegt der Verdacht nahe, einen weiteren der zahlreichen Ratgeber zu Fragen der Erziehung und des Elternseins vorzufinden, wahlweise aus psychologischer Sicht mit einer Reihe mehr oder minder aufdringlicher Ermahnungen, Erläuterungen und psychologisch korrekter Wegweisung für werdende oder frische Eltern. Wie gut, dass der „Ritter des Möhrenbreis“ diese Erwartungen aufs angenehmste enttäuscht und in seinem schmalen Band nicht mehr und nicht weniger vorlegt als ein tiefes Verliebt sein ins Vatersein in ganz persönlicher Ausprägung.
Höchst persönliche Texte, sprachlich geschliffen auf den Punkt gebracht und mit einer guten Portion unaufdringlichen Humors versehen nimmt Björn Süfke den Leser mit auf seine Entdeckungsreise in die Welt eines frischgebackenen Vaters. Eine Reise, die sich nicht in ständigen Betrachtungen eines weiteren „süßesten Sohnes aller Zeiten“ auf den knapp 145 Seiten ergeht, sondern die mit treffendem Blick und der sprachlichen Möglichkeit, eigene Empfindungen auf den Punkt auszudrücken, die Rolle des Vaters in wunderbar leichter Form in den Blick nimmt. Unter anderem die dramatische Änderung des Musikgeschmacks (es ist ein weiter Weg von den Smiths zum Kinderlied „Schritt vor Schritt“). Nicht nur, dass das Lieblingslied des Säuglings Tom zu dessen Beruhigung ständig herhalten muss, sondern auch die Eltern selbst legen in stillen Stunden die CD ein und genießen die einfachen Verse. Vom stillen Glück des werdenden Vaters beim Aufhängen der Kinderwäsche über erstaunliche Versuche fremder, älterer Frauen, das Kind zu beruhigen (was dem Vater natürlich nicht zugetraut wird) bis hin zu einer Betrachtung gängiger Handreichungen für junge Eltern, in denen der Vater ebenfalls nur am Rande Erwähnung findet und dem Mut, das Kind auf dem Bauch schlafen zu lassen reicht die Palette der treffend ins Bild gerückten Erfahrungen des Neu-Vaters. Dass er ebenfalls in einer Gruppe des „Prager Eltern Kind Programms“ als einzig teilnehmender Vater von den anwesenden Müttern eher geduldet denn als vollwertiger Teil der Gruppe betrachtet wird, schließt dann nur den Kreis der vielfachen Erfahrungen Süfkes, dass man als Vater oft nur als „halbe Portion“ angesehen wird. Erfahrungen, die er in unaufdringlicher Weise auf den Punkt zu bringen versteht.
Im Stil erinnert Björn Süfke dabei durchaus an den Altmeister Ephraim Kishon, nicht nur in der abgeleiteten Bezeichnung seiner Ehefrau. Dieser Stil und die generalisierenden Elemente seiner Erfahrungen öffnen das Buch durchaus auch einem breiteren Leserkreis als nur werdenden oder frischen Vätern. Zwischen den Zeilen ist viel heraus zu lesen aus der Mentalität unsere Gesellschaft.
Im Kern aber ist und bleibt das Buch eine höchst persönliche und emotional angenehm zu lesende Liebeserklärung an das Glück des Vaterseins und die tiefen Emotionen, die ein Kind im Leben freisetzt. Ein wunderbares, feines, kleines Buch.
Margrit Diekmann | www.medienprofile.de
Der Titel des Buches weist schon darauf hin, dass dies Buch kein Ratgeber für junge Väter im üblichen Sinn ist. Es hebt sich durch seinen Witz ab. Das Buch ist nicht immer ganz ernst zu nehmen, aber das macht gerade seinen Charme aus. Wenn der Autor auf S.45 über Mutterglück und Vaterglück “philosophiert”, dann kommt er zu der Erkenntnis, dass Mutterglück (wie beim Fußball) nur zu erreichen ist durch harte Arbeit: Wochenbettdepressionen, Schlafentzug, Gebärmutterrückbildung bis hin zur totalen Überforderung und Erschöpfung. Das Vaterglück hingegen skizziert er nur kurz: “Es besteht im Wesentlichen darin, dass man während der Geburt nicht die Mutter war.” Lustig ist im Übrigen auch, wie der Autor sich dem Thema “Haare schneiden” widmet. Er gibt seinem absichtlich “ausgehungerten” Sohn etwas zu essen und kann dann in Windeseile die Locken aus dem Nacken entfernen. “Nie zuvor in meinem Leben hatte ich etwas derart Tapferes getan…” (S.79). Der Autor ärgert sich wie alle bemühten Väter, dass der Sohn trotz seiner großartigen Bemühungen zuerst “Mama” sagt, dann viele andere Wörter lernt und erst relativ spät sich zu einem “Papa” durchringt. Das Buch beschreibt auf eine lustige, amüsante Art und Weise die anstrengenden aber schönen ersten Jahre mit einem Kind. Speziell für Eltern mit Kleinkindern eine lustige Ablenkung vom Alltagsstress.